Es war einmal...
von Hexen, Schwestern, verfluchten Prinzen und Feenhügeln...
Vor etwa einem Jahr begann ich mit der Illustration eines Märchens, das ich noch aus Kindheitstagen kannte. Es war eine meiner Lieblingserzählungen, weil darin alles vorkam, was man für eine spannende Geschichte brauchte: eine böse Königin, eine Hexe, eine Reise zu unbekannten Ufern, ein verfluchter Prinz, Feenhügel, verzauberte Vögel und Haselnüsse.
Zugegeben, auf die Haselnüsse hätte man tehoretisch verzichten können, tatsächlich sind sie im Verlauf der Erzählung aber von unschätzbarem Wert. Mindestens genauso wertvoll, wie die Freundschaft zwischen zwei (Stief)Schwestern, von der die eine die andere rettet, nachdem ihr durch unglückliche Umstände ein Schafskopf gewachsen ist. Aber dazu später...
Ich mochte daran auch, dass die Prinzessinnen ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen, anstatt einfach irgendwo hübsch und langweilig zu warten. Sie ließen sich nicht von einem Prinzen retten, der auf einem weißen Pferd um die Ecke kam, sondern zogen los und retteten im Gegenteil selbst einen verzauberten Prinzen, der ohne sie den Rest seiner Tage verschlafen hätte.
Während der Hauptteil sehr ausführlich erzählt wird, bleibt die Vorgeschichte, wie es zu den ganzen Ereignissen kam eher im Dunkeln.
Deshalb fing ich an, selbst zu erzählen, wie alles kam, wie es kam.
Aktuell kann ich leider nicht immer so viel Zeit damit verbringen, wie ich gerne würde. Aber Seite für Seite wächst die Geschichte, langsam, aber stetig...
In der Originalfassung bleibt das Schicksal der Königin ungewiss. Sie wird mit keiner Silbe erwähnt, weshalb ich davon ausging, dass sie bereits bei/nach der Geburt ihrer Tochter Anne verstorben sein musste. Die kleine Prinzessin wächst ohne Mutter auf, mit ihrem trauerndem Vater, dem König, an ihrer Seite...
Auf der einen Seite sieht man den König am Grab seiner Frau, begleitet von einigen Adligen...
...auf der anderen Vater und Kind...
Die Zeit vergeht und Anne wird größer...
Eine fremde Königin kommt über das Meer. In ihrem Gefolge viele Adlige, Frauen aber auch Krieger...
Ein bisschen Inspiration zu dieser Szene dürfte von den Wikingern kommen. Die ganze Geschichte spielt anfangs auf einer Insel und ich kann mir vorstellen, dass Schreckensnachrichten und Schauergeschichten von plündernden Kriegern dort auf offene Ohren trafen. Zwar ist der Anlass im Märchen ein eigentlich freudvoller, der König sucht sich eine neue Frau. Es wird aber auch deutlich, dass diese keinesfalls allein kommt.
ursprünglicher Entwurf der zweiten Hälfte der Doppelseite.
Letztlich war mir die Vorstellung, die spätere böse Königin habe auch noch schwarze Haare zu klischeehaft. Böse gleich schwarzhaarig roch dann doch zu sehr nach Disney...
Die erste Begegnung der künftigen Schwestern.
Beide sind vermutlich aufgeregt, für die eine von ihnen ist alles neu, eine neue Heimat, neue Menschen, die plötzlich zur Familie gehören, vielleicht auch eine fremde Sprache und definitiv eine fremde Kultur. Für die andere gehören ebenso fremde Menschen plötzlich zur Familie, eine fremde Frau, die künftig die Mutterrolle übernehmen wird, dazu eine fremde Schwester. Das kann einem erst mal gehörig Angst machen.
Alles scheint erst mal fremd und bedrohlich, noch dazu, wenn man von so vielen Leuten beobachtet wird.
Schließlich gehört man zur Königsfamilie.
...und dennoch wird Hochzeit gehalten. Der König hat eine neue Frau und Anne eine Stiefmutter...
Natürlich hält der Frieden nicht lang an.
Die Erzählung geht nicht weiter darauf ein, es wird lediglich erwähnt, dass die Königin Anne, ihr Stiefkind, nicht ausstehen kann. Als diese älter wird, kann sie ihr ihre Schönheit nicht gönnen, heißt es weiter. Warum sie so von Neid zerfressen wird, bleibt Spekulation.
Ist es die Schönheit allgemein?
Oder die Ähnlichkeit zu ihrer toten Mutter, die immerhin die erste Ehefrau des Königs war?
Fühlt sie sich von Anne zurück gesetzt?
Oder macht sie sich am Ende Sorgen, der König könne sein leibliches Kind ihrer Tochter und damit auch ihr selbst vorziehen?
So oder so scheint es sie so zu quälen, dass sie es irgendwann nicht mehr aushält...
Die beiden Mädchen wachsen ungeachtet dessen zu Erwachsenen heran. Sie sind einander verbunden wie Schwestern, was im weiteren Verlauf der Erzählung von großer Bedeutung sein wird...